Bericht zur Abschlussveranstaltung am 13.12.2016 in Duisburg

Am 13.12.2016, 16.00 bis 19.00 Uhr, fand die Abschlussveranstaltung des Projektes SESAM in den Räumlichkeiten der Altun Gleis- und Tiefbau GmbH, Bergheimer Str. 121 in 47288 Duisburg statt. Die Abschlussveranstaltung wurde genutzt, um einerseits die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) sowie die Offensive Mittelstand (OM) und andererseits das zentrale Produkt des Projektes – die SESAM Toolbox – vorzustellen.

Es kamen 23 Teilnehmende zusammen, um die Situation von migrantengeführten Unternehmen in der Region zu diskutieren. Welche Chancen bestehen in Regionen, gemeinsam mit Unternehmen Integration zu gestalten? Welche Anreize müssen Institutionen und Netzwerke setzen, damit sich migrantengeführte Unternehmen dort willkommen fühlen und sich stärker engagieren? Welche Möglichkeiten sehen die Teilnehmenden persönlich für eine kulturelle Öffnung beider Seiten?

Agenda:

1. Begrüßung Wiebke Joormann
2. Die Initiative Neue Qualität der Arbeit Achim Sieker (BMAS)
3. Die Offensive Mittelstand Annette Icks (OM)
4. Das Projekt SESAM Joachim Hafkesbrink
5. Die SESAM-Toolbox Wiebke Joormann
Pause
6. Podiumsdiskussion Jens Stuhldreier (Moderation)

Abdullah Altun

Hüseyin Çoktaş

Sebastian Kremser

7. Informeller Ausklang

Nach der Begrüßung durch die Projektmitarbeitende Wiebke Joormann wurde die Veranstaltung mit Gesang und Begleitung am Klavier eröffnet. Im Anschluss richtete Achim Sieker als Repräsentant des Fördermittelgebers das Wort an das Publikum und stellte die Arbeit der INQA sowie die in der Initiative verbundenen Netzwerke und Fördermöglichkeiten für Unternehmen vor. Annette Icks ging daraufhin spezifisch auf die Offensive Mittelstand und die vorhandenen Selbsthilfe-Checks aus der INQA-Instrumentenfamilie ein.

Joachim Hafkesbrink erläuterte anhand von aktuellen Zahlen (Bertelsmann Stiftung, 2016) die Bedeutung der Migrantenökonomie für die Wirtschaft. Auch ging er auf die Situation von migrantengeführten Unternehmen in der Region NiederRhein, insbesondere in der Stadt Duisburg und die Ergebnisse der ersten Arbeitsphase des Projektes ein. Wiebke Joormann führte im Anschluss live durch die SESAM-Toolbox und demonstrierte die Funktionen (Quickcheck, Themenfelder, Maßnahmenplan).

Schon in der Pause kam es zu zahlreichen Gesprächen und Diskussionen unter den Teilnehmenden. Sichtbar wurde eine große Neugier auf die Angebote der vorgestellten Netzwerke und bisher unbekannte Fördermöglichkeiten.

Interessante Podiumsdiskussion

Schließlich thematisierte Jens Stuhldreier mit den Teilnehmenden der Podiumsdiskussion zunächst künftige Integrationsaufgaben. „Integration ist keine Einbahnstraße!“ eröffnete der Unternehmensberater Hüseyin Çoktaş. Vielmehr sei es die gemeinsame Aufgabe von allen, die Integration von Zugewanderten zu gestalten. UnternehmensWert:Mensch Berater Sebastian Kremser plädierte für Offenheit, die Schaffung von Begegnungsräumen und gegenseitiges Kennenlernen, um Ängste abzubauen. Abdullah Altun berichtete von einer zunehmenden Hoffnungslosigkeit unter Zugewanderten in Deutschland. Auch beobachte er mit Blick auf die türkische Community die Entstehung von Parallelgesellschaften, was dadurch unterstützt würde, dass das Alltagsleben in Deutschland auf Türkisch durchaus gestaltbar sei. Aber das Lernen der deutschen Sprache allein reiche in seinen Augen für eine Integration nicht aus. Zugewanderte müssten sich ebenfalls der deutschen Kultur öffnen und sich z.B. auf Feste wie Karneval oder Weihnachten einlassen.

Seinen eigenen Beitrag zu einer erfolgreichen Integration sieht Abdullah Altun u.a. darin, dass er bereits über 100 junge Menschen aus benachteiligten Gruppen eine Ausbildung in seinem Betrieb ermöglicht habe – über seinen eigenen Bedarf an Nachwuchskräften hinaus. Einen solchen Beitrag zur Ausbildung bestätigte ein weiterer teilnehmender Unternehmer.

Mit Sorge sehen alle Beteiligten die vorhandene Einstellungsdiskriminierung in Deutschland. Junge Menschen mit Migrationshintergrund haben es aufgrund von fremd klingenden Namen häufig schwer, einen Ausbildungsplatz oder eine Anstellung zu finden. Sebastian Kremser betonte, dass diesbezüglich mehr Bewusstsein geschaffen werden müsse. Instrumente wie anonymisierte Bewerbungsverfahren haben zwar schon zu ersten Erfolgen geführt, Diskriminierungserfahrungen würden damit jedoch häufig lediglich auf die nächste Bewerbungsstufe verschoben. Unter Einbezug des Publikums wurde über solche und ähnliche Diskriminierungen teilweise hitzig diskutiert. Beispielsweise wurde von Seiten eines Teilnehmenden die herrschende Angst bemängelt, solche Situationen beim Namen zu nennen: Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rassismus. Wichtig sei eine offene Diskussion, die durchaus auch zunächst Konflikte befeuern könne. Zusammenfassend habe sich die Situation von Zugewanderten in Deutschland zwar bereits verbessert, jedoch sei noch einiges zu tun, um strukturelle Benachteiligungen abzubauen.

Zum Abschluss sprach Burkhard Beyersdorff seinen Dank an alle am Projekt Beteiligten sowie die Teilnehmenden der Abschlussveranstaltung aus. Der Abend wurde bei türkischen Spezialitäten und weiteren bilateralen Diskussionen sowie Nachfragen zum Projekt SESAM, zu INQA und zur OM ausgeklungen.

Hier noch einige visuelle Eindrücke von der Veranstaltung: